Wie man einen Campingplatz in Deutschland eröffnet

Anforderungen und normative Bedingungen

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Mai 2024

Campingplätze sind Orte der Ruhe und Naturverbundenheit. Hier schlagen Urlauber Ihre Zelte und die Markisen Ihrer Wohnwagen auf, um dem Alltagsstress zu entfliehen. Wenn Sie Interesse daran hegen, anderen Menschen diese Möglichkeit zu bieten und einen Campingplatz eröffnen möchten, müssen Sie einige Regelungen und Anforderungen beachten. Die Eröffnung eines Campingplatzes ist ein durchaus komplexes Thema. In diesem Leitfaden erfahren Sie die wichtigsten Punkte.

Camping © Jupilu via Pixabay

© Jupilu via Pixabay

Die Planung für die Errichtung eines Campingplatzes

Da sich ein Campingplatz über die kurzzeitige Vermietung und Nutzungsüberlassung sowie den angebotenen Dienstleistungen definiert, handelt es sich um einen Gewerbebetrieb. Nicht nur um die Finanzierung zu sichern, sondern auch um eine geordnete Umsetzung zu gewährleisten, ist ein guter Businessplan entscheidend. Dieser umfasst eine Wettbewerbs- und Marketinganalyse sowie einen Plan zur Finanzierung. Der Businessplan hilft nicht nur Ihnen, er ist auch nötig, um Kredite zu erhalten.

Die Wahl des Standortes

Einen geeigneten Standort zu finden ist die größte Hürde und das wichtigste Kriterium eines Campingplatzes. Schließlich kommen die Besucher, um sich in der Natur zu erholen. Gleichzeitig ist eine gute Verkehrsanbindung genauso notwendig wie die Lage in einer touristisch erschlossenen Region. Eine Analyse der Wettbewerbssituation ist in diesem Fall angebracht. Gibt es bereits Campingplätze in der Region und wie hoch ist ihre Auslastung? Liegt noch unerschlossenes Potenzial vor? Wie bei Immobilien und Ferienwohnungen ist bei Campingplätzen vor allem die Lage entscheidend. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort müssen Sie zudem die Verordnung über Camping und Wochenendplätze (CW VO) beachten. Die Verordnung beschreibt die Anforderungen, die eine Campingplatz erfüllen muss. Sie unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Beispielhaft umfasst die Verordnung Nordrhein-Westfalens folgende Bereiche:

  • Zufahrt, innere Fahrwege
  • Standplätze, Aufstellplätze und Stellplätze
  • Brandschutz
  • Trinkwasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Abfallentsorgung
  • Sonstige Einrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Einschränkungen
  • Betriebsvorschriften
  • Wochenendhäuser auf Wochenendplätzen

Privat vermiete Ferienwohnungen

Die einzige bundesweit einheitliche Regelung bezüglich Brandschutzmaßnahmen ist die Pflicht, funktionierende Rauch- und Kohlenstoffdioxidmelder in den Räumlichkeiten zu installieren. Diese müssen in allen Schlafräumen, allen Fluren sowie in allen Treppenhäusern angebracht werden, die nach draußen führen. Sie sollten die DIN-Norm EN14604 erfüllen. Eine TÜV-Zertifizierung ist ein weiteres Qualitätsmerkmal. Achten Sie außerdem darauf, dass die Rauchmelder sowohl visuell als auch auditiv vor Gefahren warnen.

Dennoch können Vermieter weitere Maßnahmen ergreifen, um für ausreichenden Brandschutz zu sorgen. Dabei ist es empfehlenswert, Brände erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. es den Bränden möglichst schwer zu machen, sich zügig ausbreiten zu können. Dabei ist es nicht grundsätzlich notwendig, dass jedes Möbelstück der Kategorie schwer entflammbar entspringt. Es lohnt sich dennoch, zumindest in der Nähe von Gefahrenquellen über die Entflammbarkeit der Inneneinrichtung nachzudenken.

  • Schwer entflammbare Inneneinrichtung: Ein Brand breitet sich schneller aus, wenn er auf die richtigen Materialien trifft. Leicht entflammbare Vorhänge dienen als hervorragender Brandbeschleuniger. Insbesondere in der Küche sollten Sie auf diese verzichten, um das Übersetzen etwa einer Stichflamme vom Herd auf Vorhänge zu vermeiden. Außerdem gibt es Möbel, die deutlich schneller in Flammen aufgehen als andere. Spezielle Brandschutzmöbel unterliegen den DIN-Normen 1021-1 und 1021-2. Diese werden auch als Zigaretten- bzw. Streichholztest bezeichnet. DIN-Norm 54341, auch als Papierkissentest bekannt, zeichnet Möbel ebenfalls als Brandschutzmöbel aus. 
  • Elektrogeräte: Billige Elektrogeräte neigen eher dazu, Brände auszulösen. Ein Lichtbogenkurzschluss, defekte Steuereinrichtungen oder Überlastungen elektronischer Bauteile führen immer wieder zu Bränden. Achten Sie darauf, soweit es möglich ist, derartige Geräte nicht in die Nähe leicht entflammbarer Materialien zu stellen. Geräte mit gebrochenem Kabel sollten Sie dringend austauschen. Staubansammlungen in den Geräten führen zu Wärmestau, der ebenfalls gefährlich sein kann. Wenn sich in der Wohnung keine Gäste befinden, sollten Sie alle Elektrogeräte vom Stromnetz nehmen.
  • In den meisten Ferienwohnungen herrscht allein aufgrund des unangenehmen Geruchs Rauchverbot. Hinsichtlich vorbeugender Brandschutzmaßnahmen hätten Sie noch einen weiteren guten Grund, das Rauchen in der Wohnung zu untersagen.
  • Wenn Sie Ihren Gästen das Grillen nicht explizit verbieten, stellen Sie einen geeigneten Platz im Außenbereich zur Verfügung. Der Boden sollte eben und feuerfest sein und der ausgewiesene Bereich ausreichend Platz bieten, um ein Ausweiten des Feuers zu verhindern. Stellen Sie außerdem Sand zum Löschen des Grills sowie zugelassene Grillanzünder zur Verfügung. Spiritus oder andere Brandbeschleuniger sind sehr gefährlich und verboten. Ansonsten können Sie Ihren Gästen einen Gas- oder einen Elektrogrill zur Verfügung stellen. Dafür können Sie auch einen Aufpreis verlangen.

Wenn Sie einen neuen Campingplatz errichten möchten, sollten Sie daher darauf achten, dass die vorgegebenen Punkte vollumfänglich umgesetzt werden können. Neben den gesetzlichen Vorgaben gibt es zudem weiche Kriterien, die zwar nicht immer verpflichtend, aber dennoch vorteilhaft sind. Auf die wichtigsten Punkte, die Sie bei der Wahl des Standortes beachten sollten, geht dieser Ratgeber im Folgenden genauer ein. Da jedes Bundesland eine eigene Verordnung hat, sind die Angaben nicht allgemeingültig.

  • Die Standplätze für Wohnwagen und Zelte müssen oft eine Mindestgröße vorweisen. Diese liegen bei 70 m². Die Flächen dürfen nicht bebaut sein. Achten Sie bei der Standortwahl darauf, dass die Flächen eben sind. Bei Zeltplätzen sind windgeschützte Flächen und relativ feste Böden ideal.
  • Auch wenn bei den meisten Campern die Nähe zur Natur im Vordergrund steht, sind einige technische Maßnahmen verpflichtend. Dazu gehören insbesondere Wasseranschlüsse für Frisch- und Abwasser, Toiletten und Duschen in ausreichender Anzahl sowie Stromanschlüsse. Einen Waschraum sollten Sie Ihren Gästen ebenfalls zur Verfügung stellen. Für einen erfolgreich laufenden Campingplatz ist ein guter Handyempfang und eine WLAN-Verbindung mindestens hilfreich.
  • Um Gäste anzulocken, benötigen Sie gewisse Alleinstellungsmerkmale, die Ihren Campingplatz auszeichnen. Hier spielt wieder die Lage eine entscheidende Rolle. Beliebte Urlaubsregionen wie die Nordsee oder im Schwarzwald sind hervorragend für einen Campingplatz geeignet. Angrenzende Seen, Einkaufsmöglichkeiten oder Kletterparks sind weitere Verkaufsargumente. 

Benötigte Genehmigungen

Ob Sie den Standort pachten oder kaufen – eine Baugenehmigung benötigen Sie in beiden Fällen. Hinzu kommen in der Regel Umweltauflagen, für die Sie Anträge stellen müssen, sowie mögliche Lizenzen touristischer Art. Sie umfassen etwa Genehmigungen für Kletterparks, einen Bootsverleih oder einen Kiosk. Die Auflagen variieren von Bundesland zu Bundesland und hin und wieder von Kommune zu Kommune, weshalb Sie sich zwingend mit den zuständigen Behörden auseinandersetzen müssen. Diese beraten Sie eingehend, welche Voraussetzungen nötig sind. Sind die wichtigsten Fragen geklärt, können Sie Ihr Gewerbe bei der zuständigen Behörde anmelden.

Kosten und Finanzierung

Eine pauschale Kostenaufstellung für den Aufbau eines Campingplatzes ist selbstverständlich nicht möglich. Den größten Posten nimmt der Erwerb oder die Pacht eines Grundstücks ein. Hier müssen Sie mit Kosten von wenigstens einigen 10.000 bis hin zu einigen 100.000 Euro rechnen. Einen weiteren großen Teil bestimmt der Aufbau der Infrastruktur und der Ausstattung. Die Kosten umfassen etwa den Ausbau des Wegenetzes, Sanitäranlagen und weitere bauliche Maßnahmen wie einen Spielplatz oder einen Kiosk. Zusätzliches Geld benötigen Sie für die entsprechenden Baugenehmigungen. Hinzu kommen die laufenden Kosten, die angestelltes Personal, Versicherungen, Betriebskosten (Müllentsorgung, Strom, Wasser etc.) und Marketingkosten beinhalten. Die detaillierte Planung der Kosten ist entscheidend für Ihren Businessplan. Auf diese Weise gelingt die Finanzierung über einen Bankkredit deutlich einfacher. Dieser umfasst zudem insbesondere den erwarteten Umsatz, den der Betrieb Ihres Campingplatzes generiert. Erkundigen Sie sich bei der Finanzierung nach möglichen Fördermitteln auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene.

Rechtsform und steuerliche Fragen

Campingplatzbetreiber zeichnen sich für einen Gewerbebetrieb verantwortlich. Die Wahl der Rechtsform ist also wichtig, um die Finanzierung zu stemmen, die Haftungsfragen zu klären und die Besteuerung zu bestimmen. Dieses Thema ist recht umfangreich und komplex. Für die meisten Campingplätze sind ein Einzelunternehmen, eine GmbH, eine UG oder eine GbR geeignete Rechtsformen. In einem Einzelunternehmen unterliegen Ihre Gewinne in der Regel der Einkommensteuer, bei einer GmbH einer Körperschaftssteuer. Die Gewerbesteuer müssen Sie dagegen üblicherweise bei jeder Rechtsform zahlen. Befassen Sie sich eingehend mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Rechtsformen und beauftragen Sie im Zweifel einen Fachmann, um Details zu klären.

Neu bauen oder bereits bestehenden Campingplatz übernehmen?

Wenn Sie nicht unbedingt einen eigenen Campingplatz von Grund auf neu errichten möchten, ist die Übernahme eines bereits bestehenden Campingplatzes eine gute Lösung. Ein Großteil der Arbeit fällt in diesem Szenario natürlich weg. Auch die Finanzierung fällt unter Umständen leichter. Sie haben die Möglichkeit, die vorliegenden Kennzahlen wie Umsätze und Gewinne bei Ihrer Bank einzureichen und bekommen bei gut laufenden Campingplätzen einfacher einen Kredit.

Marketingideen ausschöpfen

Sie sollten sich spätestens nach dem Erhalt der Genehmigung Gedanken über ein geeignetes Marketingkonzept machen. Das beinhaltet insbesondere Werbemaßnahmen und die Erreichbarkeit im Internet. Eine eigene Webseite ist hier genauso sinnvoll wie die Anmeldung auf beliebten Online-Portalen. Nur so erlangen Sie die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden. Da die Kundenrezensionen im Internet für den Erfolg Ihres Campingplatzes von entscheidender Bedeutung sind, ist es ratsam, keine falschen Versprechungen zu machen. Achten Sie auf eine durchgehend gleichbleibende Qualität. Sinnvoll ist dabei eine Einstufung und Klassifizierung durch den Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BCDV) und den Deutschen Tourismusverband. Da Neukunden nur wenig oder nichts über Ihren Campingplatz wissen, stellt die Klassifizierung durch ein unabhängiges Gutachten Vertrauen her. Die Bewertungskriterien umfassen nach Angaben der Verbände die Qualität der Rezeption und der Serviceleistungen, der sanitären Einrichtungen und der Standplätze. Insgesamt können Sie fünf Sterne erreichen.

Geschäftskonto eröffnen

Da es sich bei einem Campingplatz um einen Gewerbebetrieb handelt, ist die Eröffnung eines separaten Geschäftskontos sinnvoll. Auch dann, wenn Sie lediglich ein Einzelunternehmen führen. So trennen Sie Ihre privaten von Ihren geschäftlichen Finanzen, was eine deutlich leichtere Buchführung ermöglicht. Für den Erhalt eines Kredits ist ein Geschäftskonto oft eine grundlegende Voraussetzung.

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