Die fußgängerfreundlichsten Städte Deutschlands
Wer eine Stadt wirklich kennenlernen möchte, erkundet sie zu Fuß. So lernen Besucher die schönsten Ecken, geheimen Pfade, das lokales Flair und Lebensgefühl am besten kennen. Vor allem in den Fußgängerzonen schlägt das Herz eines Ortes mit zahlreichen Cafés, Boutiquen und Märkten. Doch wo in Deutschland flaniert es sich besonders gut? Wir haben die fußgängerfreundlichsten Städte ermittelt. In der aktuellen Studie wurde der Prozentsatz an Fußgängerzonen im Verhältnis zu den Gesamtkilometern der Straßen ermittelt.
1. Koblenz: 5,52 % Fußgängerzone (13 km)
Die fußgängerfreundlichste Stadt der Bundesrepublik ist Koblenz. Mit insgesamt 13 Kilometern erreicht die Rhein-Mosel-Stadt einen Anteil von 5,52 Prozent autofreier Straßen – und führt damit das Deutschland-Ranking an. In den letzten Jahren wurden in der Koblenzer Stadtplanung immer mehr verkehrsberuhigte Bereiche und autofreie Zonen eingerichtet. Zuträglich für den Spitzenplatz könnte auch die Teilnahme am EU-Projekt „City on Foot“ in den Jahren 2004–2008 gewesen sein. Dabei wurden spezielle Zonen für den Fußverkehr geschaffen und Straßenbeläge „lauffreundlich“ und barrierefrei gestaltet. Nun schlendern Touristen wie auch Einheimische schlendern gerne an am Rhein- und Moselufer oder auch rund um das Schloss. Pulsierende Hauptschlagader der Stadt ist die 400 Meter lange Löhrstraße, die zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten – ausschließlich per pedes – bietet.
2. Freiburg: 4,95 % Fußgängerzone (17 km)
Freiburgs passantenfreundliche Wege sind zwar mit 17 Kilometern länger als die von Koblenz, im Verhältnis zur Gesamtlänge der Straßen schafft es die süddeutsche Stadt aber auf den zweiten Platz. Nach dem Motto „Stadt der kurzen Wege“ hat Freiburg bereits seit den 1980er-Jahren die Verkehrsplanung an die Bedürfnisse der Fußgänger angepasst.
Besonders lohnend für Besucher ist ein Spaziergang durch die frühere “Schneckenvorstadt”. Hier flaniert man zwischen charmanten Altbauten und zahlreichen Bachläufen. Wer sich lieber auf eine professionelle Führung verlässt, kann sich einem kostenlosen Stadtrundgang anschließen. Die 90-minütige Tour findet fast jeden Tag statt.
(www.freiburgfreewalkingtour.com/)
3. Hannover: 4,48 % Fußgängerzone (40 km)
Über den dritten Platz darf sich Hannover mit 4,48 Prozent autofreiem Umfeld freuen. Bereits zur EXPO 2000 wurde mit dem Bau der modernen Glasbrücke an der Fußgängerfreundlichkeit der Stadt gearbeitet. Die Innenstadt hingegen lebt von der Kulisse aus traditionsreichen Fachwerkhäusern, die bei Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen beliebt ist. Mit der kostenlosen App „Hannover Map and Walk“ kann die Stadt auf verschiedenen Themenrouten erlaufen und erkundet werden.
(www.gpsmycity.com/gps-tour-guides/hannover-2869.html)
4. Heidelberg: 4,44 % Fußgängerzone (11 km)
Nur knapp hinter Hannover liegt Heidelberg mit 4,44 Prozent Fußgängerzonen. Die Studentenstadt ist berühmt für ihren historischen Stadtkern. Hier gibt es neben dem „reinen Fußgängerbereich“ auch einen Bereich mit „Fußgängervorrang“. In der schmucken Altstadt spielt sich das Leben hauptsächlich draußen ab – ob in den Straßencafés, während der alljährlichen Schlossfestspiele oder auf den zahlreichen Straßenfesten. Hier erstreckt sich auch die 1,4 Kilometer lange, autofreie Hauptstraße. Sie gilt als eine der schönsten Fußgängerzonen Europas und ist der Anziehungspunkt für Heidelberger Shoppingfans.
5. Rostock 4,27 % Fußgängerzone (16 km)
Die Hauptgeschäftsstraße Rostocks ist die Fußgängerzone Kröpeliner Straße, an der neben historischen Giebelhäusern auch moderne Passagen wie der Rostocker Hof und der Hopfenmarkt liegen. Die Hansestadt wurde bereits mehrfach für ihre Passantenfreundlichkeit ausgezeichnet. Diese lässt sich die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns auch einiges kosten. So sollen die Ausgaben für die seit Jahren geplante Hochbrücke über die Warnow acht Millionen Euro betragen. Unter der Fußgänger- und Radfahrerbrücke werden sogar Ausflugsdampfer hindurchfahren können.
6. Ulm 3,61 % Fußgängerzone (9 km)
Besser in Ulm als um Ulm und um Ulm herum lässt es sich entspannt flanieren. Nachdem die Stadt zuerst besonders fahrradfreundlich gestaltet wurde, sind mit dem Projekt „Zu Fuß in Ulm“ seit 2015 zunehmend die Passanten in den Fokus gerückt. Der größte zusammenhängende autofreie Bereich, der sich vom Ulmer Bahnhof über den Münster bis hin zur Frauenstraße zieht, wird für Einkaufsbummel, Open-Air-Festivals und Radsportveranstaltungen genutzt. Bisher versäumt wurde jedoch eine Begrünung der Fußgängerzonen. Dies möchte die Münsterstadt nun nachholen und in den nächsten Jahren zur „Stadt der Bäume“ werden. In der Aktion „PFLANZ’ DIR EINEN STAMMBAUM“ können Bäume als Geschenk oder für einen besonderen Anlass wie Taufe, Geburt und Jubiläum innerhalb der Stadt gepflanzt werden. (http://www.bund-ulm.de/ueber-uns/bund-umweltzentrum-ulm/)
7. Mainz 3,44 % Fußgängerzone (11 km)
Die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz schafft es mit einer Gesamtlänge von elf passantenfreundlichen Kilometern auf den siebten Platz. Wer in Mainz zu Fuß unterwegs ist, kann auf einen Stadtplan oder eine Karten-App verzichten, denn in der Stadt befinden sich viele Infotafeln zur Orientierung für Fußgänger. Der rote Teppich für Shopping-Fans wurde in der Einkaufscity ausgerollt, die sich zwischen Ludwigsstraße und Großer Bleiche erstreckt. Für Geschichtsinteressierte bietet sich ein Spaziergang auf den Spuren von Johannes Gutenberg an. Infos dazu gibt es zum Beispiel auf dem Blog Best-of-Mainz. (www.best-of-mainz.com/mainz-zu-fuss-auf-den-spuren-von-gutenberg/)
8. Magdeburg 3,40 % Fußgängerzone (20 km)
In Magdeburg bewegt sich was in Sachen Fußgängerfreundlichkeit. Schon seit den 1990er-Jahren wurden verkehrsberuhigte Bereiche und Fußgängerzonen ausgebaut. Wert gelegt wurde auch auf die Sicherung von Straßenquerungen und die Anpassung der Ampelschaltungen. Mit diesen Maßnahmen hat es die Stadt auf 20 autofreie Kilometer gebracht, die 3,40 Prozent der Straßen-Gesamtlänge ausmachen. Eine außergewöhnliche Stadterkundung auf Schusters Rappen ermöglicht eine Schnitzeljagd per Smartphone. Mit einem Code, der in der Touristeninformation erhältlich ist, wird den Nutzern eine interaktive Stadtkarte freigeschaltet. (Infos hier)
9. Stuttgart 3,22 % Fußgängerzone (28 km)
Auf dem vorletzten Platz im Top-Ten-Ranking liegt Stuttgart mit 3,22 Prozent Fußgängerwegen. Wie die STADT berichtet, werden in der Schwabenmetropole rund ein Viertel der täglichen Wege zu Fuß zurückgelegt. Daher ist der Fußverkehr ein wichtiger Bestandteil des städtischen „Verkehrsentwicklungskonzepts 2030“. Bis dahin soll mit der Reduzierung des Autoverkehrs die Lebensqualität der Bürger gesteigert und verbessert werden. Dafür hat die Stadt im Doppelhaushalt 2018/2019 erstmals ein eigenes Investitionsprogramm Fußverkehr auferlegt. Der kostenlose Stadtrundgang „Can you handle it?“ von freetour.com umfasst neben kulturellen Sehenswürdigkeiten auch den Besuch von hippen Cafés und trendigen Boutiquen.
(www.freetour.com/stuttgart/stuttgart-free-walking-tour)
10. Bonn 2,97 % Fußgängerzone (17 km)
Bonn rühmt sich mit einer Fußgängerzone, die laut eigener Angaben wegen ihrer Größe und Lage als städtebaulich vorbildlich in Deutschland gilt. Und tatsächlich zählt die ehemalige Bundeshauptstadt im Ranking der Suchmaschine Holidu zu den zehn fußgängerfreundlichsten Städten des Landes – und sticht die Metropolen Berlin, Hamburg und München aus. Der neueste Abschnitt der Bonner Fußgängerzone ist die Friedrichstraße, die komplett autofrei ist. Besonders lange Grünphasen an Ampeln sorgen dafür, dass Fußgänger die Stadt entspannt erkunden können. Anstelle des Richtwerts von 1,2 Metern pro Sekunde müssen Passanten in Bonn nur einen Meter pro Sekunde zurücklegen, um bei Grün die Straße zu überqueren.
Deutschlands Großstädte im Vergleich
Einzig Stuttgart zählt zu den zehn fußgängerfreundlichsten Städten Deutschlands. Berlin weist zwar eine Gesamtlänge von 43 Kilometern Fußgängerzonen auf – mehr als jede andere deutsche Stadt – jedoch erreicht die Hauptstadt im Verhältnis zur Straßen-Gesamtlänge lediglich knapp die Ein-Prozent-Hürde und landet damit auf dem 56. Platz.
Düsseldorf schafft es mit rund 22 Kilometern auf Platz 12. Köln liegt mit 38 Kilometern auf Rang 15 und ist damit um einen Platz besser als Frankfurt mit 21 Kilometern. Die bayerische Landeshauptstadt Münchenschneidet mit 36 Kilometern auch eher mittelmäßig ab und erreicht mit 36 Kilometern nur Platz 24. Das grüne Hamburg rutscht mit einer Gesamtlänge von 38 Kilometern sogar auf den 36. Platz.
Das sind die fußgängerfreundlichsten Städte Europas
Für wenig Überraschung sorgt Venedig auf dem ersten Platz. Denn auf der Hauptinsel, dem touristischen Ballungszentrum, ist das Befahren der kleinen Gassen mit dem Auto verboten. Es gilt: Entweder zu Fuß oder per Schiff. Dass Venedig doch „nur” rund 34 Prozent an Fußgängerzone aufweist, liegt an den Vororten wie Mestre und Marghera, deren Straßen für den Autoverkehr frei zugänglich sind. Die spanische Stadt Granada (20,96 %) schafft es mit sagenhaften 91 Kilometern auf den zweiten Platz, gefolgt von Amsterdam (20,63 %; 113 km).
Die Lage einer Ferienwohnung ist für Touristen entscheidend
„Viele unserer Kunden fragen an, wie weit die nächsten Einkaufsmöglichkeiten von der ins Auge gefassten Unterkunft entfernt sind“, so Johannes Siebers von Holidu. Vor vier Jahren hat er mit seinem Bruder die Metasuchmaschine für Ferienhäuser Holidu gegründet, die Millionen Ferienhäuser von zahlreichen Anbietern vergleicht. Damit Nutzer möglichst schnell das passende Objekt finden, bieten sie auf ihrer Holidu-Internetseite Filteroptionen an. So kann beispielsweise gezielt die gewünschte Entfernung zum Stadtzentrum eingestellt werden.
Methodik
Die Daten wurden im März 2018 mit Hilfe der Datenbank Open Street Maps erhoben. Dabei wurde der Prozentsatz der Fußgängerzonen aus der Gesamtlänge der Fußgängerzonen ins Verhältnis zur Gesamtlänge der Straßen gesetzt. Die Fußgängerzonen wurden mit dem offenen Straßenkarten-Tag highway=pedestrian definiert, während die Gesamtlänge der Straßen mit der Summe der Tags highway=residential und highway=pedestrian ausgewählt wurden.