So reisen Sie mit Ihrem Hund im Auto
Unter den Hunden gibt es richtige Autojunkies, aber auch einige, die am liebsten einen großen Bogen um das Gefährt machen. Letzteres kann viele Gründe haben. Schlechte Erfahrungen mit dem Auto können schnell entstehen, wenn sich der Hund erschrickt oder beispielsweise den Schwanz einklemmt. Oft sind Autofahrten für den Hund schon deswegen negativ belegt, weil die erste (meist zu lange) Autofahrt mit der Trennung von den Geschwistern und der Mutter in eine völlig neue Umgebung einhergeht. Wenn man sich aber genug Zeit nimmt und langsam an die Sache herangeht, wird Ihr Liebling nach und nach entspannter mit der Situation umgehen.
Vorbereitung
Denken Sie bei der Vorbereitung immer daran, dass weniger mehr ist. Wir Menschen neigen dazu, zu schnell zu viel zu wollen. Führen Sie den Hund langsam an das Auto heran und bestärken Sie jeden Schritt positiv. Je nach Gefühlslage des Hundes kann es am Anfang schon genügen, wenn Sie nur an Ihrem Auto vorbeigehen oder davor stehen bleiben. Starten Sie dann auch einmal den Motor, wenn Ihr Hund ein wenig entfernt sitzt, damit er sich an das Geräusch gewöhnen kann. Nach und nach können Sie Ihren Hund in den Kofferraum oder auf die Rückbank springen lassen.
All diese Schritte bestärken Sie mit viel Lob und Leckerlies. Schließen Sie auch kurzzeitig die Tür und entfernen Sie sich einige Schritte. Kommen Sie gleich wieder zurück. Wenn Ihr Hund bei diesen Übungen ein entspanntes und stressfreies Verhalten zeigt, können Sie den Motor starten, um Ihren Vierbeiner an die Vibrationen zu gewöhnen. Fahren Sie nach und nach kurze Strecken, am besten immer zu schönen Ecken, so dass der Hund die Fahrt beispielsweise mit Schwimmen oder anderen Aktivitäten verbindet. Der Hund lernt damit: „Auto = Toll!“ Sie können auch mal einen Hunde-Kumpel mitfahren lassen oder jemanden auf die Rückbank setzen, damit Ihr Hund nicht allein ist. Dieses Training sollte sich über mehrere Wochen ziehen und in kleinen Schritten aufgebaut werden. Alle paar Tage eine neue Übung ist für den besten Freund des Menschen genug.
Wie Sie Ihren Hund transportieren, ist Ihnen überlassen. Sie können ihn in einer Transportbox im Kofferraum mitnehmen, ihm einen Sicherheitsgurt anlegen, oder ihn im Kofferraum transportieren. Die Transportbox bietet den meisten Schutz. Unser Experten-Video der Hundetrainer von „Freude am Hund“ in München zeigt Ihnen die verschiedenen Transportmöglichkeiten im Auto auf. Falls Sie Ihren Hund angurten wollen, benutzen Sie bitte immer ein gut gepolstertes Geschirr. Denken Sie daran, dass Sie Ihre Kinder auch nicht am Hals anschnallen würden. Der Kofferraum sollte mit einer Abtrennung gesichert sein, die dem Hund auch bei einer Vollbremsung Halt gibt. Informieren Sie sich vorher über die verschiedenen Sicherungsbestimmungen in den Ländern. In Italien zum Beispiel dürfen die Hunde nur dann auf dem Rücksitz mitreisen, wenn sie keine Gefahr für das Fahren darstellen (Beeinträchtigung von Seh- und Hörvermögen), also den Fahrer stören könnten.
Falls sich Ihr Hund regelmäßig übergeben muss, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Denn dann gilt es einerseits, eine Krankheit auszuschließen, andererseits kann auch Ihr Hund reisekrank werden – und dagegen gibt es gute Medikamente. Sorgen Sie beispielsweise mit einem Sonnengitter dafür, dass er nicht aus dem Auto schauen kann.
Expertenrat von Rita Kampmann
Eines möchten wir Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Versuchen Sie, die Welt aus der Perspektive Ihres Hundes zu sehen. Unsere Vierbeiner erleben die Welt anders als wir. Deshalb sollten wir immer versuchen, uns in die Lage des Hundes zu versetzen, ohne ihn dabei zu vermenschlichen.
Kurz vor der Reise
Lasten Sie Ihren Hund vor der Reise noch einmal richtig aus. Machen Sie einen langen Spaziergang, joggen Sie eine Runde, oder gehen Sie mit Ihrem Hund seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Von Ballspielen ist generell abzuraten, da es den Hund innerlich aufwühlt und der Vierbeiner die nächsten Stunden mit Adrenalin vollgepumpt im Auto sitzen muss. Vergessen Sie nicht, Ihren Hund auch geistig zu fordern. Gehen Sie kurz vor der Abfahrt noch einmal die Checkliste unserer Hundeexperten von „Freude am Hund“ durch, damit Sie auch nichts vergessen. Füttern Sie Ihren Hund kurz vor oder während der Reise nicht mehr übermäßig.
Während der Fahrt
Hören Sie nicht laut Radio, sondern wenn, dann ruhige und leise Musik. Streiten Sie möglichst nicht während der Fahrt, denn Ihre Stimmung überträgt sich auf das Tier. Fahren Sie vorsichtig und vorausschauend, um ruckartiges Bremsen oder Gas geben zu verhindern. Falls der Hund jault, winselt oder bellt, schreien Sie ihn auf keinen Fall an. Sobald Ihr Hund ruhig an seinem Platz liegt und einen entspannten Eindruck macht, können Sie ihm gut zureden und ihn bestärken. Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr. Außerdem sollte Ihrem Hund durchgehend Wasser zur Verfügung stehen.
Ruhe bewahren
Das Wichtigste ist, selbst ruhig zu bleiben – auch und gerade in angespannten Situationen. Unsere Stimmung überträgt sich auf den Hund. Meistens erkennen wir die vielen Signale gar nicht, die wir an unseren Hund senden. Daher kann eine ruhige Ausstrahlung und tiefes Durchatmen Wunder bewirken. Je aufgeregter der Hund, umso ruhiger müssen Sie werden. Hierbei wirkt auch eine gedehnte und leise Stimme besänftigend.
Pausen
Falls Sie eine längere Fahrt vor sich haben, versuchen Sie, diese in mehrere Etappen zu teilen. Planen Sie immer wieder Pausen für kleinere Spaziergänge ein, damit Ihr Hund sich lösen und bewegen kann. Wie viele Pausen ein Hund braucht, ist von Tier zu Tier verschieden.
Unwohlsein oder Angst beim Hund
Falls Sie starke Stress-Symptome (starkes Hecheln, schweißige Pfoten, Unruhe, Urinieren/Koten, Zittern, Speicheln, übertriebene Lautäußerung oder ähnliches) an Ihrem Hund bemerken, machen Sie sofort eine Pause. Warten Sie, bis er sich beruhigt hat, und setzen Sie die Reise dann fort. Denken Sie dabei als erstes an die Stimmungsübertragung! Außerdem können Bachblütenpräparate, Globuli (Cocculus), Beruhigungsweste, Beruhigungshalsband oder etwas zum Kauen helfen.
Falls Sie mit der Fähre fahren
Erkundigen Sie sich, wie und wo sich der Hund bewegen oder sein Geschäft verrichten darf. Bei einigen Gesellschaften darf der Hund nicht mit an Deck, sondern muss im Parkgeschoss bleiben. Oft dürfen die Hunde nur in Hundeboxen mitfahren. Das bedeutet, dass sie für einige Stunden direkt neben fremden Tieren untergebracht sind. Hinzu kommen der Lärm und der starke Geruch, wenn sie nicht mit an Deck dürfen. Auf manchen Fähren werden die Boxen auch an Deck in der prallen Sonne abgestellt.
Hunde können wie wir seekrank werden. Beim Tierarzt können Sie vor der Reise Medikamente gegen Seekrankheit besorgen. Auch Höhenangst kann bei großen Schiffen ein Problem darstellen. Beobachten Sie Ihren Hund durchgehend, um zu sehen, ob er sich in der Situation wohlfühlt.
Falls ein Missgeschick passiert, haben Sie zur Sicherheit immer Ihr Notfall-Putzset (Haushaltsrolle, Plastiksäckchen und Raumspray) und ein entwaffnendes Lächeln für die anderen Passagiere dabei.
Gewöhnen Sie Ihren Hund vorher an größere Menschenmassen und laute Geräusche, um ihn nicht unnötigem Stress während der Reise auszusetzen. Tipps zur Gewöhnung an größere Menschenansammlungen finden Sie unter „Mit dem Zug“. Überlegen Sie sich vorab gut, ob Sie Ihrem Hund die Fährfahrt zumuten wollen, oder ob Sie ihn nicht doch lieber daheim bei Freunden oder in einer Pension lassen.
Nach der Ankunft
Ihr Hund wird nach einer langen Reise voller Energie sein und Möglichkeiten suchen, sich zu entladen. Dazu kommt, dass der Stress der Reise über verschiedene Ventile herausgelassen wird. Das kann sich durch wildes Herumspringen, an der Leine zerren, starkes Bellen oder in die Leine beißen manifestieren. Bei uns Menschen ist das ähnlich: Nach einem langen Arbeitstag, macht die Runde Sport am Abend den Kopf wieder frei. Lassen Sie es daher zu, dass Ihr Hund seine Ventile öffnet, und machen Sie einen langen Spaziergang. Achten Sie aber darauf, dass nicht zu viele neue Eindrücke dazu kommen und hauptsächlich der Körper ausgelastet wird, der Kopf aber entspannen kann. Sobald Sie in Ihrer Unterkunft angekommen sind, geben Sie dem Hund die Möglichkeit, sich auszuruhen und zu schlafen. Die ganzen neuen Erlebnisse müssen jetzt erst einmal verarbeitet werden.
Experten-Meinung von Rita Kampmann
An das Autofahren sollte der Hund bereits vor einer längeren Reise gewöhnt werden. Bauen Sie unbedingt regelmäßig Pausen ein und verzichten Sie während der Fahrt auf Rauchen, laute Musik und Stress. Sichern Sie Ihr Tier gut und geben Sie ihm ausreichend Platz zum Aufstehen, Drehen und Liegen. Autofahren kann genauso wie bei uns Menschen Übelkeit auslösen: Sollte dies bei Ihrem Hund der Fall sein, helfen Ihnen Hilfsmittel (siehe Artikel) hoffentlich weiter. Manchmal hilft ein sanfter, harmonischer Fahrstil auch schon.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Vierbeinern einen schönen entspannten Urlaub und… kommen Sie gesund wieder!
Die Packliste für das Dog-Bag
Bei einer Reise mit dem Hund hat Ihr Vierbeiner so einiges im Gepäck:
- Lieblingsdecke und Lieblingsspielzeug Denken Sie daran, die Lieblingsdecke und das Lieblingsspielzeug einzupacken, denn bekannte Gegenstände und die daran haftenden Gerüche können in neuen Umgebungen beruhigend auf den Hund wirken und so den Stress reduzieren.
- Futternapf, Wassernapf, Hundefutter Auch ein Futter- und ein Wassernapf sind immer dabei. Ganz wichtig: Wasser sollte dem Hund während der Reise jederzeit zur Verfügung stehen! Ebenso wichtig: Nehmen Sie genug Hundefutter mit. Oft gibt es die gewohnte Futtermarke nicht vor Ort zu kaufen. Und eine Futterumstellung in Kombination mit den vielen neuen Eindrücken kann Ihrem Hund so richtig auf den Magen schlagen.
- Kauartikel Kauen beruhigt das Tier und baut damit Stress ab. Dieses Verhalten kennen wir auch von Menschen, die bei Nervosität anfangen, an ihren Fingernägeln zu nagen. Füllen Sie beispielsweise ein befüllbares Kauspielzeug mit Frischkäse oder Leberwurst und legen Sie es dann ins Gefrierfach. Das Kauspielzeug beschäftigt den Hund für die erste Zeit während der Fahrt.
- Geschirr, Leine und Maulkorb Auch die Leine gehört unbedingt ins Gepäck! Und lassen Sie Ihren Hund bei einer Reise nie ein Halsband tragen! Besonders auf Reisen ist das Geschirr anstelle des Halsbands enorm wichtig. Falls der Hund in Panik gerät, an der Leine zieht und weglaufen möchte, kann das Einschnüren der Luftröhre und der daraus resultierende Sauerstoffmangel die Panik noch erhöhen. In vielen Ländern ist außerdem das Tragen eines Maulkorbs für Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Gewöhnen Sie also Ihren Hund frühzeitig an das Tragen und führen Sie ihn mit positiver Verstärkung an den Maulkorb heran. Wertvolle Tipps dazu finden Sie in unserem Video zum „Reisen mit Hund im Zug“!
- Reiseapotheke und Erste-Hilfe-Set Vergessen Sie nicht, eine Hunde-Reiseapotheke mit allen wichtigen Medikamenten und ein Erste Hilfe-Set einzupacken, damit Sie auf Krankheiten oder im Notfall schnell reagieren können.
- Transportbox, Tragetasche, Reisenetz Haben Sie daran gedacht, wie Sie Ihren Hund transportieren und gegebenenfalls schützen wollen? Für eine Reise brauchen Sie möglicherweise eine Tragetasche oder eine Transportbox. Vielleicht gefällt Ihrem Hund auch ein Reisenetz.
Checkliste
Was vor der Reise mit dem Auto zu erledigen ist
- Haben Sie die Einreisebestimmungen überprüft?
- Sind alle relevanten Beförderungsbestimmungen (auch Fähre) für die Mitnahme Ihres Hundes recherchiert?
- Ist der EU-Heimtierausweis eingesteckt?
- Haben Sie die Versicherungsnummer notiert?
- Hat Ihr Hund alle notwendigen Impfungen für die Reise erhalten?
- Ist gegebenenfalls ein Ticket für den Hund (Fähre) besorgt?
- Das Notfall-Putzset ist vorbereitet?
- Ist Ihr Hund auf eine Reise mit dem Auto vorbereitet?
- Haben Sie die Packliste komplett abgearbeitet?
- Ist Ihr Hund sowohl körperlich als auch geistig ausgelastet?